„Anders zu sein,        
das muss man üben.“ Dieter Linz

Stolpersteine in
Düsseldorf finden

Simon Klarmann

Marktstraße 11

Simon Klarmann wurde am 10. Juni 1900 in Lancut geboren. Im Alter von acht Jahren kam er mit seiner Familie nach Kassel. Hier lernte er auch später seine Frau Rachela Rosa Berger kennen. Sie war am 18. Juli 1898 in Zeldec in Galizien als Tochter von Wolf Wilhelm und Kreindel Karoline Berger, geborene Derbfleisch, zur Welt gekommen. Rachela Rosa Estera Berger hatte noch drei Geschwister: Hermann, Rebekka und Dora. Letztere verstarb in Kassel im Alter von nur neun Jahren.

Simon und Rachela Rosa wurden ein Paar und heirateten. Am 23. September 1922 kam in Kassel ihre Tochter Gerda zur Welt. Sie zogen wenig später nach Düsseldorf und am 21. Juli 1924 kam der Sohn Leo Wolf zur Welt. Standesamtlich heirateten Simon und Rosa Rachela Klarmann erst in Düsseldorf im Januar 1926. Am 8. April 1926 kam dann der Sohn Herbert Salomon zur Welt.

Sie wohnten in der Marktstraße 11 in Düsseldorf. Am 29. August 1934 zogen sie um in die Schadowstraße 41. Simon Klarmann führte mit seiner Frau ein Geschäft für Stoffe und Schneidereibedarfsartikel und hatten drei Angestellte.

Tochter Gerda besuchte zunächst eine städtische Volks- und Mittelschule und musste nach 1935 auf die jüdische Volksschule wechseln. Die jüngeren Söhne wurden direkt in die jüdische Volksschule in der Kasernenstraße eingeschult.

Am 28. Oktober 1938 wurde die gesamte Familie Klarmann in ihrer Wohnung von der Polizei abgeholt und mit anderen polnisch-stämmigen Juden in Düsseldorf an die deutsch-polnische Grenze nach Zbaszyn abgeschoben.

Aus Zbaszyn bedankte sich Simon Klarmann am 3. Februar 1939 per Brief an die „Federation of Polish Jews in Great Britain“ in London: „Könnten Sie nur ermessen, wie Sie mir mit Ihrem Schreiben eine Freude gemacht haben. Ich habe wieder Hoffnung und schöpfe neuen Lebensmut! Wie bin ich glücklich, dass meine Kinder wieder einem geregelten Leben zugeführt werden! (…) Mein innigster Wunsch ist, dass meine Kinder werden frohe und unerschrockene Menschen, die froh sind, dass sie Juden sind und die auf ihr Judentum stolz sind. Dass Sie ihnen dazu verhelfen wollen, dafür danke ich Ihnen. Möge Ihnen der liebe Gtt es Ihnen vergelten!

Scheinbar hatte Simon Klarmann bereits versucht, die Emigration seiner Familie nach Amerika in die Wege zu leiten. In dem gleichen Brief schrieb er: „Die Originalcopie meiner Bürgschaft aus Amerika füge ich nicht bei, weil ich aus Ihrem werten Schreiben entnahm, dass Sie diese nur wünschen, wenn ich Verwandte in England habe. Leider habe ich diese nicht.“

Am 15. März 1939 schrieb Simon Klarmann aus dem Flüchtlingslager in Zbaszyn an Morris Mayer: „Ich bin ein aus Deutschland ausgewiesener Jude. Vor 32 Jahren bin ich mit meinen seligen Eltern nach Deutschland gekommen. Bin dort aufgewachsen, habe mich dort vor 17 Jahren verheiratet, habe dort mein Brot gefunden und mit meiner Frau und 3 Kindern manche glückliche Stunde verlebt. Dort hatte ich ein Ladengeschäft und beschäftigte drei Angestellte und habe etwa 14 Tage vor dem zwangsweisen Abschieben, den Totalausverkauf bei der Handelskammer in Düsseldorf, wo ich gewohnt habe, beantragt. Nun sind wir fast 5 Monate in der unglücklichsten Lage meines Lebens und ich verzweifle fast. Stellen Sie sich bitte vor, mein Heim ist zerstört, mein Geschäft geplündert und arm und mit dem Notwendigsten nur musste ich über die Grenze gehen. In ein Land, dass ich als fünfjähriges Kind verlies, dessen Sprache ich nicht kenne, dessen Menschen uns Juden nicht zu lieben scheinen und dass uns kaum, dass wir den Fuß auf dessen Boden setzten fühlen lässt, dass wir ihm keineswegs willkommen sind!

Simon Klarmann erhielt später die Erlaubnis für einen befristeten Zeitraum noch einmal nach Düsseldorf zurückzukehren, um finanzielle Dinge abzuwickeln. Er war noch nicht zu seiner Familie nach Polen zurückgekehrt als der Zweite Weltkrieg begann. Simon Klarmann flüchtete daraufhin illegal nach Belgien. Er wurde später verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Simon Klarmann starb am 23. Februar 1942 im Konzentrationslager Groß Rosen.

Seine Frau war in der Zwischenzeit mit ihren Kindern in Polen. Die älteste Tochter Gerda konnte über Umwege schließlich nach Palästina gelangen. Die Söhne Leo Wolf und Herbert Salomon kamen aus Polen am 18. Juli 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien.

Seine Frau Rachela Rosa Klarmann lebte dann in Krakau, zuletzt war sie in im Ghetto der Stadt Tarnow. Diese Information entstammt der Häftlingskarte von Simon Klarmann aus dem KZ Groß-Rosen.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

GEDENKEN AN SINTI:ZZE UND ROM:NJA
Montag, 16. Dezember um 17 Uhr Beginn an der Ehra

Am 16. Dezember 1942 erließ SS-Führer Heinrich Himmler den Befehl, alle noch im Reich befindlichen Sinti:zze und Rom:nja in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu deportieren. Der Jahrestag, den wir seit vielen Jahren gemeinsam mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma NRW begehen, erinnert an den Völkermord an den Düsseldorfer Sinti:zze, aber auch an den Genozid aller europäischen Rom:nja im damaligen deutschen Machtbereich.

Unsere diesjährige Gedenkstunde findet statt am Montag, 16. Dezember 2024, 17:00 Uhr, am Mahnmal „Ehra“ am alten Hafen in der Altstadt.
Direkt im Anschluss (17:30 Uhr) wird die Veranstaltung in unserem Beatrice-Strauss-Zentrum, Marktstraße 2 fortgesetzt.

Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.