„Wer die Vergangenheit
                nicht kennt, kann die
Gegenwart nicht verstehen
und die Zukunft         
            nicht gestalten.“Helmut Kohl ehemaliger Bundeskanzler

bewahren

Unsere Sammlung

Das Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf ist Ausgangspunkt vieler Bereiche unserer Arbeit. Viele Sonderausstellungen, Bildungskonzepte oder Veranstaltungen funktionieren nicht ohne unsere vielfältigen Sammlungsgegenstände und Fotos. Durch die diversen Lebensgeschichten, Familienfotos und Dokumente werden historische Themen und Erzählungen erst anschaulich. Würdiges Gedenken und verstehendes Lernen können wir nur mit unseren Sammlungsbeständen gestalten. Wir danken allen sehr herzlich, die uns mit ihren persönlichen Erinnerungen, Fotos und Dokumenten beschenkt haben und noch in Zukunft beschenken!

Hildegard Jakobs
Immo Schatzschneider

Unser Schatz

Die Lebensgeschichten

Das Herz unserer archivalischen Sammlung sind die Spuren von Menschen, die in Düsseldorf gelebt und einen Teil der Jahre der nationalsozialistischen Diktatur miterlebt haben. Sie wurden verfolgt, mussten fliehen oder wurden ermordet. Andere leisteten Widerstand, wurden verhaftet oder halfen mutig ihren verfolgten Mitmenschen.
Wieder andere standen trotz beobachteten Unrechts untätig oder emotionslos in der Zuschauermenge. Einige wurden aktiv im Sinne des Unrechtsystems. Auch diese Menschen gilt es zu benennen.

Sie alle haben mit ihrem Leben und ihren Entscheidungen Spuren hinterlassen, die wir als Gedenkstätte sammeln, archivieren und für die Nachwelt bewahren. Wir hatten das Glück, dass wir viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen noch kennenlernen und interviewen konnten. Diese Interviews sind der wahre Schatz der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf.

„DIE EHE DER HERREN SCHULTZE“ – FILMVORFÜHRUNG UND TALK
Mittwoch, 18. Juni um 18:30 Uhr im Beatrice-Strauss-Zentrum der Mahn- und Gedenkstätte, Marktstraße 2 (Innenhof)

Kurt und Toon sind über 80 Jahre alt und seit 50 Jahren ein Paar. Seit rund 40 Jahren leben die beiden Männer zusammen in Düsseldorf-Oberkassel. 2007 haben sie sind sich verpartnert.
Kennengelernt haben sich die beiden aktiven Pensionäre 1975 in Nimwegen. Der angehende Augenarzt Kurt besuchte dort einen Medizinerkongress und lernte in einer kleinen Schwulenbar, dem Wallstreet-Club, den niederländischen Kunsthändler Toon kennen. Die beiden verliebten sich und führten zunächst eine Wochenendbeziehung. Dann zogen sie in eine gemeinsame Wohnung, in der sie noch heute zu Hause sind. Die beiden sehr aktiven Rentner führen ein gemütliches Leben, geprägt von gemeinsamen Reisen, einem großen Freundes- und Bekanntenkreis und einer Menge sozialem Engagement.

In diese gefällige Situation bricht etwas Unerwartetes: Deutschland beschließt 2017 die Rehabilitierung und Wiedergutmachung gegenüber der juristisch verfolgten schwulen
Männer nach 1945. Dies provoziert bei Kurt ein Déjà-vu, denn auch er wurde vor über 55 Jahren als junger Student in Wien verurteilt und eingesperrt. Er entschließt sich, seiner langen verdrängten Geschichte zu stellen und dem juristischen Unrecht von damals auf den Grund zu gehen. Mit dem Beistand seines Mannes Toon sammelt er all seine Kräfte und wagt eine Reise an den Anfang eines jahrzehntelangen Martyriums. In Wien angekommen, setzt er sich, mit Kurt Krickler von der „Homosexuellen Initiative Wien“ auseinander, um seinen Fall einzuordnen.
Durch seine Hilfe wagt er die Konfrontation mit seiner Strafakte, die immer noch im Stadtarchiv vorhanden ist. Mit dem Gefühl, endlich einen Schlussstrich unter diese Ver-
gangenheit setzen zu können, fährt er mit seinem Mann zurück in das heimische Düsseldorf. Beeindruckt von dieser Reise, entschließt er sich schon auf der Zugfahrt, seine
Geschichte einer neuen Generation heranwachsender queerer Menschen zu vermitteln. In diesem Zusammentreffen der Generationen findet Kurt rückblickend Sinn und Zweck in Seinem bisherigen leben.

In seiner Filmdokumentation beleuchtet Moritz Leick das Leben der beiden auf einfühlsame Weise. Leick nähert sich dieser negativen Lebenserfahrung mit viel Empathie. Sein Film ist – nicht zuletzt dank der Unterstützung der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld – aufwändig produziert.

Im Rahmen des „Pride Month“ und anlässlich des ersten Düsseldorfer Gedenkens an die queeren Opfer des Nationalsozialismus (28. Juni) lädt die Mahn- und Gedenkstätte gemeinsam mit Moritz Leick und den Herren Schultze zu diesem besonderen Abend ein. Im Anschluss an den Film wird es ein Gespräch mit den Beteiligten geben. Wir sprechen über Kontinuitäten, Familiengeschichten und vieles mehr.

Der Eintritt ist frei und eine Voranmeldung nicht nötig.