“Wir müssen für die
                   Freiheit planen
und nicht für die          
Sicherheit.“ Karl Popper

besuchen, begegnen und informieren

Hier finden Sie alle aktuellen Informationen rund um die Geschehnisse in der Mahn- und Gedenkstätte.

Unter “Aktuelles” werden sie mit Meldungen zu Öffnungen an Feiertagen, Projekten, pädagogischen Materialien, Veröffentlichungen, Begegnungen und vieles mehr versorgt. Wenn sie wissen möchten, was sie bei einem Besuch an laufenden oder kommenden Ausstellungen erwartet, sowie Termine zu Führungen und unterschiedlichen Veranstaltungen schauen sie einmal unter “Sonderausstellung” und “Veranstaltungen” nach.

Einen ausführlichen Überblick zu unserern Veröffentlichungen bekommen sie unter “Publikationen”. Sie können jedes Buch bei uns in der Gedenkstätte erwerben. Entweder vor Ort oder Sie senden eine Bestellung via Mail an unsere Kollegin Frau Plavcic unter

Anfragen zu Führungen und Workshops für Jugendliche und Erwachsene richten Sie bitte direkt an die Kolleg:innen unter “Bildungsangebote” oder an unsere Kollegin Nicole Merten ( oder 0211 8996205).

Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf
Adresse Mühlenstraße 29
40213 Düsseldorf

Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag, Sonntag: 11:00 bis 17:00 Uhr
Samstag: 13:00 bis 17:00 Uhr


INNOVATIV, ERFOLGREICH, JÜDISCH. DÜSSELDORFER VISIONÄRE: FREUNDLICH, SCHÖNDORFF, LOEWY

Die Stadt Düsseldorf entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer exponierten Industriemetropole. Jüdische Akteure sind an diesem rasanten Aufstieg maßgeblich beteiligt: als mutige Pioniere und Unternehmer, erfindungsreiche Ingenieure, als Bankiers und Ideengeber. Dieser Teil der Stadtgeschichte ist heute nahezu ausgeblendet und unbekannt. Woran liegt dies?
Wieder war es die NS-Zeit, die auch auf diesem Gebiet Existenzen vernichtete und ihre Geschichten vergessen ließ: Die Pioniere wurden als Juden verfolgt und aus Düsseldorf vertrieben. Ihre Firmen wurden „arisiert“ und ihre Erfolge „umetikettiert“. Die umbenannten Firmen gingen mit neuer Legende in die Düsseldorfer Wirtschaftsgeschichte ein. Drei dieser Persönlichkeiten werden mit ihren Firmen und Familien in dieser Sonderausstellung vorgestellt.

Abraham Freundlich (1861-1938)
Es ist zunächst die Geschichte des Erfinders und Firmengründers Abraham Freundlich, der ab 1883 in Düsseldorf lebt und arbeitet. Er wird zu einem Pionier der internationalen Kältetechnik. Sein „Polarblitz“ wird in die ganze Welt exportiert. Seine 1917 gebauten „Kaltlagerhäuser“ garantieren die Fleischversorgung während des Krieges für Düsseldorf und Umgebung. Sein kleiner „Autofrost“ Kühlschrank wird aufgrund seiner Robustheit ein weiterer Verkaufsschlager.
Nach 1933 wird die Firma A. Freundlich boykottiert, 1936 „arisiert“. Im August 1938 muss auch die „Freundlichs Kaltwarenhäuser GmbH“ „arisiert“ werden. Kurz darauf verstirbt Abraham Freundlich in Düsseldorf.

Albert Schöndorff (1870-1942)
Als zweites nehmen wir Albert Schöndorff und seinen Bruder Hermann in den Blick. Sie beginnen 1890 mit einer Bettenfabrik und erweitern die Firma schnell in den Bereich Ladenbau. Sie werden Marktführer im hochwertigen Warenhausausbau. 1920 gliedert Albert Schöndorff zusätzlich die Waggonfabrik Gebr. Schöndorff in die Firma ein und wird ihr Generaldirektor. 1933 wird die Waggonfabrik „arisiert“ und zur DUEWAG. Fünf Jahre später flieht Albert Schöndorff mit seiner Frau in die Niederlande. 1942 werden die beiden in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Ludwig Loewy (1887-1942)
Ab 1914 arbeitet der aus Böhmen stammende Ludwig Loewy in Düsseldorf. Schnell führt der geniale Ingenieur die Firma Schloemann zum Marktführer im Bereich Hydraulischer Pressen. Loewy verläßt Nazi-Deutschland 1936, nachdem er als Jude keine Perspektive mehr hat. Im britischen Exil baut er ein eigenes Firmenimperium auf. Die „Loewy Engineering Company“ stellt hydraulische Pressen und Spezialmaschinen her. Loewy erhält Aufträge für die Entwicklung von Spezialpressen, die speziell für die Flugzeugherstellung eingesetzt werden sollen. Wegen seines persönlichen Beitrags zur Unterstützung der britischen Kriegsanstrengungen gegen Nazi-Deutschland erhält Ludwig Loewy im Januar 1942 die britische Staatsbürgerschaft, ein äußerst seltenes Ereignis für einen „Enemy alien“.
Sein Bruder Erwin gründet nach seiner Flucht in den USA 1940 den amerikanischen Sitz der Firma, die „Loewy HydroPress“.
Beide Brüder tragen so zum Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg bei, verändern die Luft- und Raumfahrtindustrie und prägen einen Großteil der modernen Fertigung.

Abraham Freundlich, Albert Schöndorff und Ludwig Loewy haben mit ihren Lebensleistungen den Alltag nicht nur der Düsseldorfer verändert und bereichert. Dass ihre Namen und Innovationen wieder im Gedächtnis der Stadt Düsseldorf verankert werden, ist das erklärte Ziel dieser Sonderausstellung.
Die Ausstellung wurde kuratiert von der stellvertretenden Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Hildegard Jakobs. Konzeption und Gestaltung lieferte das Büro Ullrich.

Die Sonderausstellung konnte nur durch großes Engagement und großzügige Spenden realisiert werden: Ein besonders herzlicher Dank für die finanzielle und auch ideelle Unterstützung gilt Richard Markus und seiner Mutter Renate Markus. Sie übergaben der Gedenkstätte den Nachlass zur Familie Freundlich und ermöglichten so die Realisierung der Ausstellungsidee. Auch Brigitte Linz-Loewy, USA, übergab uns Dokumente zur Geschichte ihres Vaters Erwin und ihres Onkels Ludwig Loewy. Der gesamte Nachlass liegt in der Lehigh University. Deren Archivar Alex Japha digitalisierte für uns viele familiäre Dokumente. Dafür danken wir sehr herzlich. Wie immer halfen auch Dr. Benedikt Mauer und Andrea Trudewind vom Düsseldorfer Stadtarchiv schnell und unkompliziert. Lars Gerling von der WOGEDO steuerte Fotos zur Siedlung Freiheit bei.
Eine Ausstellung der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Gesponsert von Richard Markus, Familienstiftung Dr. Edmund Spohr, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Industrie und Handelskammer Düsseldorf, IDR, Messe Düsseldorf, Rheinbahn AG und Siemens AG.

NEUE SONDERAUSSTELLUNG IM LUFTSCHUTZKELLER DER MAHN- UND GEDENKSTÄTTE: „DÜSSELDORF 1945. ÜBERLEBEN IN DER STADT“

8. April bis 28. September 2025 im historischen Luftschutzkeller der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

Düsseldorf in den letzten Wochen des Krieges: Während amerikanische Truppen das
Linksrheinische befreien und den „Ruhrkessel“ um Düsseldorf enger ziehen, terrorisieren und verfolgen die verbliebenen regimetreuen Vertreter von Partei, Wehrmacht und Polizei die Menschen in der Stadt. Wie erlebten einzelne Düsseldorferinnen und Düsseldorfer ganz konkret diese Zeit?

Die Ausstellung im historischen Luftschutzkeller der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf nimmt Biografien von Verfolgten wie Tätern in den Blick und fragt nach ihren Erfahrungen in diesem ganz besonderen Frühling des Jahres 1945.

Vernissage ist am 7. April um 19 Uhr im Beatrice-Strauss-Zentrum (Marktstraße 2/Innenhof).
Im Anschluss besuchen wir gemeinsam die Ausstellung in der Gedenkstätte.

Der Zugang zum Luftschutzkeller ist nicht barrierefrei.

Der Eintritt ist frei und keine Anmeldung nötig.

Eine Ausstellung der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf anlässlich des Kriegsendes vor 80 Jahren. Kurator:innenteam: Dr. Bastian Fleermann, Dr. Andrea Ditchen, Astrid Hirsch-von Borries M.A., Hildegard Jakobs M.A. und Jona Winstroth M.A.

„DIE EHE DER HERREN SCHULTZE“ – FILMVORFÜHRUNG UND TALK
Mittwoch, 18. Juni um 18:30 Uhr im Beatrice-Strauss-Zentrum der Mahn- und Gedenkstätte, Marktstraße 2 (Innenhof)

Kurt und Toon sind über 80 Jahre alt und seit 50 Jahren ein Paar. Seit rund 40 Jahren leben die beiden Männer zusammen in Düsseldorf-Oberkassel. 2007 haben sie sind sich verpartnert.
Kennengelernt haben sich die beiden aktiven Pensionäre 1975 in Nimwegen. Der angehende Augenarzt Kurt besuchte dort einen Medizinerkongress und lernte in einer kleinen Schwulenbar, dem Wallstreet-Club, den niederländischen Kunsthändler Toon kennen. Die beiden verliebten sich und führten zunächst eine Wochenendbeziehung. Dann zogen sie in eine gemeinsame Wohnung, in der sie noch heute zu Hause sind. Die beiden sehr aktiven Rentner führen ein gemütliches Leben, geprägt von gemeinsamen Reisen, einem großen Freundes- und Bekanntenkreis und einer Menge sozialem Engagement.

In diese gefällige Situation bricht etwas Unerwartetes: Deutschland beschließt 2017 die Rehabilitierung und Wiedergutmachung gegenüber der juristisch verfolgten schwulen
Männer nach 1945. Dies provoziert bei Kurt ein Déjà-vu, denn auch er wurde vor über 55 Jahren als junger Student in Wien verurteilt und eingesperrt. Er entschließt sich, seiner langen verdrängten Geschichte zu stellen und dem juristischen Unrecht von damals auf den Grund zu gehen. Mit dem Beistand seines Mannes Toon sammelt er all seine Kräfte und wagt eine Reise an den Anfang eines jahrzehntelangen Martyriums. In Wien angekommen, setzt er sich, mit Kurt Krickler von der „Homosexuellen Initiative Wien“ auseinander, um seinen Fall einzuordnen.
Durch seine Hilfe wagt er die Konfrontation mit seiner Strafakte, die immer noch im Stadtarchiv vorhanden ist. Mit dem Gefühl, endlich einen Schlussstrich unter diese Ver-
gangenheit setzen zu können, fährt er mit seinem Mann zurück in das heimische Düsseldorf. Beeindruckt von dieser Reise, entschließt er sich schon auf der Zugfahrt, seine
Geschichte einer neuen Generation heranwachsender queerer Menschen zu vermitteln. In diesem Zusammentreffen der Generationen findet Kurt rückblickend Sinn und Zweck in Seinem bisherigen leben.

In seiner Filmdokumentation beleuchtet Moritz Leick das Leben der beiden auf einfühlsame Weise. Leick nähert sich dieser negativen Lebenserfahrung mit viel Empathie. Sein Film ist – nicht zuletzt dank der Unterstützung der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld – aufwändig produziert.

Im Rahmen des „Pride Month“ und anlässlich des ersten Düsseldorfer Gedenkens an die queeren Opfer des Nationalsozialismus (28. Juni) lädt die Mahn- und Gedenkstätte gemeinsam mit Moritz Leick und den Herren Schultze zu diesem besonderen Abend ein. Im Anschluss an den Film wird es ein Gespräch mit den Beteiligten geben. Wir sprechen über Kontinuitäten, Familiengeschichten und vieles mehr.

Der Eintritt ist frei und eine Voranmeldung nicht nötig.