Katalog zur Sonderausstellung "Molari"



„Seit 1931 – ich war damals fünf Jahre alt – fuhr mein Vater jeden Morgen zum Düsseldorfer Heinefeld zu seinen Freunden, den Sinti […]. Mein Vater traf in der Siedlung einen Mann […] der Arbeit in Düsseldorf gesucht hatte. Dieser Mann hatte sich einen Hühnerstall an sein Häuschen angebaut. Mein Vater stellte einen Ofen hinein, und so wurde der Raum sein Atelier. Es waren drei Hühner darin, sie durften bleiben und wurden oft porträtiert. Im Winter, wenn mein Vater seinen Ofen heizte, kamen die Sinti-Kinder zu dieser herrlichen Wärme. Danach kamen die Mütter und dann die Väter, und so wurde Pappa ihr Freund und Maler, ihr ,Molari‘.“ (Eva Pankok)
Der Maler, Grafiker und Bildhauer Otto Pankok (1893-1966) war fasziniert von den Sinti:zze, die er in Südfrankreich und dann in seiner Heimatstadt Düsseldorf traf. Er malte sie ab 1931 immer wieder – und machte so mit seinen Porträts die Welt auf die Ver- folgung der Minderheit aufmerksam.
In dieser Ausstellung wird der Frage nachgegangen, wer die dargestellten Menschen waren: Wen malte Pankok? Was wurde aus der dargestellten Person? Überlebte sie? Oder wurde sie zwischen 1933 und 1945 Opfer des Völkermords?
Also weder der bekannte Künstler, den die Sinti:zze in ihrer Sprache liebevoll Molari (Maler) nannten, noch seine Bilder stehen im Mittelpunkt; viel eher sind es die Biografien und familiären Zusammenhänge der Menschen, denen Pankok ein künstlerisches Denkmal gesetzt hat.
Zur Sonderausstellung werden öffentliche Führungen sowie verschiedene Bildungsformate für Gruppen und ein Osterferien- programm für Kinder angeboten. Für weiterführende Informationen wenden Sie sich bitte an Anna Schlieck.
Bildungsangebote:
Die Ausstellung wurde kuratiert von Dr. Bastian Fleermann und Hildegard Jakobs (Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf).
Wer die Ausstellung verpasst hat oder nachhaltig bewegt ist von den Bildern und Lebensgeschichten, kann den Katalog zur Ausstellung bei uns erwerben.
Er beinhaltet die Ausstellungstexte und zusätzliche Informationen, zahlreiche Abbildungen, Dokumente und Fotos.
Der Katalog umfasst 112 Seiten und ist für 16,80 Euro in der Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, erhältlich.