„Das Wort ergreifen,   
heisst immer auch handeln.“
Siegfried Lenz

Theodor Andresen

Unter den Eichen 39

Am 16. April 1945 setzte eine Gruppe mutiger Düsseldorfer Bürger den Polizeipräsidenten, SS-Brigadeführer August Korreng, im Polizeipräsidium fest. Nach einem Befehl des NSDAP-Gauleiters Friedrich Karl Florian sollte die von amerikanischen Truppen vollständig eingeschlossene Stadt nämlich noch mit allen Mitteln verteidigt werden. In dieser aussichtslosen Lage entschloss sich die Gruppe zu handeln. Ihren Plan nannten sie „Aktion Rheinland“. Zwei Unterhändler, Aloys Odenthal und Karl August Wiedenhofen, erreichten den Stützpunkt der Amerikaner in Mettmann, um dort mit ihnen über die kampflose Übergabe Düsseldorfs zu verhandeln. Ein letzter schwerer Angriff konnte dadurch verhindert werden.

Zu dieser Gruppe von Bürgern gehörte auch der am 29. August 1907 geborene Handwerksmeister Theodor Andresen. Der Familienvater war als Bauunternehmer tätig und bis zum Jahre 1943 als Soldat am Ostfeldzug eingesetzt gewesen. Schwer verletzt war er aus der Wehrmacht ausgeschieden.

Mit dem wie er in Gerresheim lebenden Architekten Aloys Odenthal, der mit anderen systemkritischen Männern in Kontakt stand, hatte Theodor Andresen über die militärische Lage und seine ablehnende Haltung gegenüber den Nationalsozialisten gesprochen. Als Odenthal ihn in die „Aktion Rheinland“ einweihte, war er sofort bereit, sich an dieser zu beteiligen.

Doch die Aktion wurde durch regimetreue Beamte des Präsidiums verraten, die telefonisch Kontakt zu verbliebenen Wehrmachtseinheiten aufbauen konnten. Die Wehrmachtssoldaten befreiten gemeinsam mit Gauleiter Florian den Polizeipräsidenten Korreng. Die im Polizeipräsidium verbliebenen Mitglieder der Gruppe wurden überwältigt. Noch in der gleichen Nacht wurden Theodor Andresen, Karl Kleppe, Josef Knab, Hermann Weill und der Oberstleutnant der Schutzpolizei, Franz Jürgens – der an der Festsetzung des Polizeipräsidenten beteiligt gewesen war und Wiedenhofen und Odenthal Passierscheine, eine Waffe und seinen Dienstwagen zur Verfügung gestellt hatte – im Hof der Schule an der Färberstraße standrechtlich erschossen.

Theodor Andresen hinterließ Frau und drei Kinder. Seine Leiche wies schwere Misshandlungen auf. Am nächsten Tag wurde Düsseldorf von der 303. Infanteriedivision der US-Armee befreit. Bei ihnen waren zwei Mitglieder der Gruppe – Odenthal und Wiedenhofen.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf