„Anders zu sein,        
das muss man üben.“ Dieter Linz

Johanna Altmann, geborene Lesem

Blumenstraße 9

David Altmann und Johanna Altmann, geborene Lesem

David Altmann wurde am 31. Januar 1883 als jüngstes Kind des Schneidermeisters Koppel Altmann und dessen Frau Rosalie, geborene Feuerstein, in Schrimm an der Warthe (polnisch Srem) geboren. Er hatte acht Geschwister. Das Elternhaus war orthodox geprägt. David Altmann schrieb darüber in seinem Abschiedsbrief 1941: „Die sel. Eltern haben vor allem in uns gepflanzt das fromme Herz und das unverbrüchliche G’ttvertrauen, das uns auch in dieser schweren Stunde nicht verlässt und unser fester Halt für die Zukunft ist.

David wurde wie sein Vater Schneider. Im Ersten Weltkrieg leistete David Altmann Kriegsdienst als Offizier, und 1916 wurde ihm das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sein Geburtsort polnisch, und die Familie zog Richtung Westen. Sein Bruder Samuel Altmann führte schon seit 1892 ein Konfektionshaus im westfälischen Münster. Dessen Düsseldorfer Filiale übernahm David Altmann. Seine Frau Johanna, ebenfalls Schneidermeisterin, betrieb einen Modesalon in der Blumenstraße 9, wo die Familie – 1921 wurde der einzige Sohn Alfred geboren – auch wohnte.

Johanna Lesem war am 8. Juni 1889 in Thaleischweiler als viertes Kind des Ehepaars Abram und Karoline Lesem geboren worden. Ihre Mutter und ihre Schwester lebten ebenfalls in Düsseldorf. Ihr Bruder Isidor wohnte im nahen Krefeld. David Altmann und Johanna heirateten 1921. Während des Pogroms 1938 wurden Wohnung und Arbeitsstätten der Familie Altmann von zwei SS-Männern völlig verwüstet. Im Februar 1939 konnte ihr Sohn Alfred Altmann mit einem Kindertransport nach Großbritannien einreisen.

David und Johanna Altmann mussten in ein sogenanntes „Judenhaus“ in die Teutonenstraße 9 ziehen. Ihren Modesalon in der Blumenstraße mussten sie aufgeben, er wurde fortan von einer „Arierin“ geführt. In einer Akte, die die Gestapo am 15. April 1941 über sie anlegte, ist vermerkt, dass sie als „jüdische Näherin für jüdische Personen von der Stadtverwaltung Düsseldorf zugelassen“ sei.
Bis zum Tag ihrer Deportation bekam das Schneiderehepaar Altmann Hilfe von ihrer langjährigen Freundin und ehemaligen Angestellten, der Schneiderin Martha Schumacher. Sie besorgte u.a. Lebensmittel, die sie als Juden nicht kaufen durften. Vor der Deportation übergab ihr das Ehepaar Altmann einige Gegenstände, die sie, wenn möglich an den ins Ausland emigrierten Alfred geben sollte.

Am 27. Oktober 1941 verließ das Ehepaar Düsseldorf und wurde mit weiteren 1001 Personen in das Ghetto von Łódź deportiert. Dort wurden David und Johanna Altmann mit weiteren 71 Personen in das Zimmer 1 der Kollektivunterkunft des „Düsseldorfer Kollektivs“, Fischstraße 15, eingewiesen. Im Dezember 1941 schrieb David Altmann an seine Schwester Lina Kochmann nach Köln: „Meine sehr Lieben! Wir erhielten Eure Sendungen und danken Euch recht herzlich dafür. Es war sehr lieb von Euch, dass Ihr so an uns gedacht habt, da wir uns damit helfen können. (…) Von uns können wir Euch berichten, dass wir soweit gesund sind und uns eingelebt haben. Leider haben wir von Max und Irma noch nichts gehört, [mit] der lieben Johanna, Gertie, Werner sind wir öfters zusammen, sie sind wohlauf. Lasst es Euch weiter gut gehen, mit den herzlichsten Grüssen und Küssen. Euer David.“ Die Karte wurde beschlagnahmt und nicht zugestellt.

Anfang Mai 1942 sollten David und Johanna Altmann „ausgesiedelt“ werden, sie wurden aber zurückgestellt. Am 27. Mai 1942 zogen David und Johanna Altmann in ein Zimmer der Wohnung 5 in der Sudetenstraße 16. Aus den Eintragungen des Evidenzbuches des „Düsseldorfer Kollektivs“ geht hervor, dass beide im Juli 1944 noch im Ghetto von Łódź gelebt haben. Es ist anzunehmen, dass sie im August 1944 mit einem der Transporte aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurden.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

NACHT DER MUSEEN IN DER MUG
Samstag, 27. April 2024 von 19 bis 24 Uhr in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

In diesem Jahr gestalten wir den Abend gemeinsam mit unserer Feuerwehr und es wird sich alles um die aktuelle Sonderausstellung „Brandgefährlich. Die Düsseldorfer Feuerwehr 1933-1945“ drehen.

Was bei der Kindernacht alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen und leuchtende Augen hervorgerufen hat, kann bei der „großen“ Nacht nicht falsch sein: das rote historische Feuerwehrauto wird wieder vor der Tür stehen und es gibt die Möglichkeit einmal in echte Feuerwehrkleidung zu schlüpfen.
Im Innenhof können sich unserer Besucher:innen am „Schlauch werfen“ versuchen. Was sich dahinter verbirgt? Vorbeischauen und ausprobieren.

Über den Abend verteilt wird es immer wieder Impulsführungen geben und um 19:45 Uhr sowie um 21:15 Uhr treffen sich Hildegard Jakobs und Benedikt Mauer, Kurator:innen der Sonderausstellung, mit dem Chef der Feuerwehr, David von der Lieth um über „Brandgefährlich damals“ und Brandgefährlich heute“ zu sprechen.
Unsere ständige Ausstellung „Düsseldorfer Kinder und Jugendliche um Nationalsozialismus“ ist natürlich ebenfalls geöffnet und kann besucht werden.

Für die musikalische Unterhaltung sorgen ab 23 Uhr unsere Freunde und Haus- und Hofband Heavy Gummi im sogenannten Forum. Mit Polka, Ska und Global Beats werden unsere Besucher:innen in die Nacht entlassen.
Die Gedenkstätte schließt um 24 Uhr aber sie haben noch bis 2 Uhr die Möglichkeit alle weiteren Institute und Häuser zu besuchen.