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Benedikt Schmittmann

Fleher Straße 341

Benedikt Schmittmann wurde am 4. August 1872 in eine katholische Düsseldorfer Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem Abitur studierte er Kulturwissenschaften in Rom, anschließend bis 1896 Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, an der Universität Leipzig und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Als Student trat er katholischen Studentenverbindungen bei, sowohl in Freiburg als auch in Leipzig und Bonn. Seine Staats- und Rechtsauffassung war stark geprägt von der katholischen Soziallehre und der starken Milieuprägung, die er von der Kindheit an erlebt hatte. 1897 erfolgte seine Promotion in Erlangen.

1903 heiratete er Helene Wahlen in Köln. Beruflich übernahm Schmittmann Verantwortung in der regionalen Sozialverwaltung: Als Landesrat und Leiter des Wohlfahrtswesens der Rheinischen Provinzialverwaltung widmete er sich der Invalidenversicherung und organisierte die Landkranken- und Unfallpflege der Rheinprovinz Rheinlands. Schmittmann sorgte mit ganz konkreten Maßnahmen wie dem forcierten Aufbau von Tuberkulose-Stationen auf dem Lande dafür, dass sich ebenso konkrete sozialpolitische Erfolge aneinanderreihten. Nach dem Kriegsende übertrug ihm das preußische Wissenschaftsministerium einen Lehrstuhl für Sozialwissenschaften an der Universität Köln. Mitte der Zwanzigerjahre hatte sich Schmittmann zu einem der profiliertesten Sozialwissenschaftler des Deutschen Reiches entwickelt – und zugleich einem der stärksten Vertreter der katholischen Soziallehre.

Auch in der Biografie Benedikt Schmittmanns war der Machtwechsel 1933 ein tiefer Einschnitt. Sowohl in seinem Kölner Haus am Sachsenring 25 als auch im Düsseldorfer Sommersitz am Fleher Deich waren er und seine Frau kaum noch sicher. Schon im Frühling 1933 kam es zu Pöbeleien und Bedrohungen, im Sommer zur ersten Festnahme. Am 29. April wurde er in seinem Haus in Köln überfallen und von der SA mitgenommen. Schmittmann selbst, erst im Polizeigefängnis am Bonner Wall und danach im Klingelpütz, wurde weder vernommen noch angeklagt. Man drohte ihm nur mit ‚schwerwiegendem Belastungsmaterial‘ und ‚Hochverrat‘. Am 2. Juni 1933 kam er wieder frei.

Am 28. März 1935 wurde seine Lehrtätigkeit „aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ beendet und er in den Ruhestand versetzt. Zudem entzog man ihm die akademische Lehrerlaubnis – und verfügte streckenweise sogar ein Betretungsverbot für die Stadt Köln. In den Folgejahren lebte das Ehepaar Schmittmann nur noch in Düsseldorf-Flehe; die alten Freundschaften zu Oppositionellen aus dem rheinisch-katholischen Bürgertum und der verbotenen Zentrumspartei wurden heimlich weitergepflegt, unter anderem zum abgesetzten Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, zum ebenfalls entlassenen Münsteraner Regierungspräsidenten Rudolf Amelunxen und zu diversen Klerikern.

Am 1. September 1939 – dem Tag des Überfalls auf Polen – wurden viele Oppositionell verhaftet, unter ihnen war auch Benedikt Schmittmann. Er kam nach der Polizeihaft am 10. September 1939 in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Dort wurde er drei Tage später ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

ÖFFENTLICHE KURATORINNENFÜHRUNG
Mittwoch, 24, April um 18 Uhr in der der Gedenkstätte

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 änderte sich Vieles im Deutschen Reich und natürlich auch in Düsseldorf. Die Ausstellung zeigt, welche organisatorischen Änderungen von Seiten der nationalsozialistischen Behörden und Amtsträger erfolgten, die auch die Düsseldorfer Feuerwehr betrafen.
Schon im ersten Jahr der Machtübernahme veränderte sich der Alltag für die Düsseldorfer Feuerwehrmänner spürbar: Die Einführung des “deutschen Grußes”, des Hakenkreuzes und weiterer Symbole sollten unmissverständlich klar machen, dass die Nationalsozialisten und ihre Ideologie immer und überall präsent waren. Grundlegende Änderungen im Organisationsapparat durch das „Gesetz über das Feuerlöschwesen” (1933) sowie der Beginn einer intensiven Luftschutz-Ausbildung führten den Feuerwehrmännern vor Augen, dass sich Selbstverständnis und Aufgaben ihrer Institution von nun an drastisch wandeln würden.
Die unmittelbar nach 1933 begonnene Umstrukturierung der Berufsfeuerwehr zu einer Polizeibehörde erfuhr am 23. November 1938 einen weiteren Schub. Mit dem „Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen” wurde sie ein Teil der Ordnungspolizei und somit hinsichtlich ihrer Organisation faktisch verstaatlich und dem Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler unterstellt.

Begleiten Sie Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, durch die Sonderausstellung „Brandgefährlich“ und erhalten Sie mehr Hintergrundinfos zu den gezeigten Bildern und der Konzeption.
Keine Anmeldung nötig. Eintritt frei.