„Anders zu sein,        
das muss man üben.“ Dieter Linz

Auguste Gitta Atlas

Wallstraße 31

Die Kauffrau Auguste Atlas, geborene Drillmann, wohnte mit ihrem Ehemann Oswald Szaje Atlas in der Wallstraße 31. Im Düsseldorfer Adressbuch war unter der Adresse eingetragen: „Atlas, Oswald, Frau, Möbelhandlung, Wallstraße 31 (Untergeschoß)“.

Bis 1905 hatte ihr 1886 geborene Mann Oswald S. Atlas in seiner Geburtsstadt Sanok gelebt. Auch Auguste, genannt Gitta, Atlas stammte aus dem ehemaligen k.u.k. Königreich Galizien, welches nach dem Ersten Weltkrieg an Polen gefallen war. Sie war dort am 10. August 1885 zur Welt gekommen. Auch ihr Bruder Jakob Drillmann (1891 in Prysmia – ermordet in Auschwitz) lebte bis 1938 in Düsseldorf.

Für die Nationalsozialisten galten die beiden Familien als sogenannte Ostjuden. Am 28. Oktober 1938 gehörte das Ehepaar Atlas daher auch zu denjenigen, die in einer Art Nacht und Nebel-Aktion verhaftet und an die deutsch-polnische Grenze deportiert wurden.

In einem improvisierten Lager im deutsch-polnischen Grenzort Zbąszyń (deutsche Ortsbezeichnung: Bentschen) mussten sie mit einer großen Anzahl deportierter „Ostjuden“ aus dem gesamten Deutschen Reich ausharren, da sie nicht ins Deutsche Reich zurückreisen durften, das Land Polen jedoch die Einreise der nun „Staatenlosen“ vormals polnischen Staatsbürger nicht erlauben wollte.

Bei der Registrierung an der Grenze gab ihr Mann Oswald Szaje Atlas an, dass er Verwandte in Amerika habe, zu denen er mit seiner Frau gerne ausreisen wolle. Durch die Emigration gelang nicht rechtzeitig und er und seine Frau gingen in seine Geburtsstadt Sanok. Am 8. September 1939 erreichte die deutsche Wehrmacht die Stadt.

1941 musste die gesamte jüdische Bevölkerung in das neu eingerichtete Ghettogebiet ziehen. Im Jahr 1942 wurde die Ghettobevölkerung in zwei „Aktionen“ ermordet. Auguste Atlas und Ihr Mann waren unter den Opfern.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf