„Ein Recht gestehe ich keinem Menschen zu: das auf Gleichgültigkeit.“ Eli Wiesel

Arthur Cohen

Graf-Recke-Straße 49

Arthur Cohen wurde als erstes Kind des Ehepaars Isaac und Eva Cohen, geborene Kamp, am 13. Oktober 1888 in Düsseldorf geboren. Er hatte zwei Brüder: Adolf und Eugen. Alle drei kämpften als Soldaten im Ersten Weltkrieg. Sein Bruder Adolf wurde dabei 1918 getötet. 1921 heiratete Arthur Cohen Johanna Goldschmidt aus Krefeld. Johanna, genannt Änne, Goldschmidt kam am 7. März 1898 als Tochter des Tuchhändlers Samuel Goldschmidt und dessen Frau Mathilde, geborene Reis, in Krefeld zur Welt. Die Familie wohnte in Krefeld im eigenen Haus am Ostwall 263. Samuel Goldschmidt fungierte viele Jahre als Vorsteher der Synagogengemeinde Krefeld. Änne hatte zwei jüngere Schwestern: Marta und Ilse, die ebenfalls in Krefeld lebten. Auch nach der Hochzeit mit Arthur Cohen blieb der Kontakt mit ihren Eltern und Geschwistern intensiv. Ihre Mutter starb 1930 und ihr Vater 1939 in Krefeld. Beide wurden auf dem dortigen jüdischen Friedhof begraben.

Ihre Kinder Walter und Margot wurden in Düsseldorf geboren. Der Sohn Walter wurde am 26. Februar 1924 geboren und Margot kam am 21. Februar 1926 zur Welt.

Arthur Cohen war Hauptgesellschafter und Geschäftsführer der Firma „J. & J. Cohen“, die mit Häuten, Därmen und Fleischereieinrichtungen handelte und seit 1881 in Düsseldorf auf der Rather Straße 56/58 bestand. Sein Bruder Eugen stand ihm als Gesellschafter der Firma zur Seite. Privat wohnte die Familie seit 1929 im eigenen Haus auf der Graf-Recke-Straße 49 in Düsseldorf.

Am 1. April 1938 musste die Firma „J. & J. Cohen“ zwangsweise aufgelöst und am 1. Juli 1938 an einen NSDAP- „Parteigenossen“ mit dem gesamten Warenbestand und dem Inventar verkauft werden. Arthur Cohen wurde verpflichtet, dem neuen nationalsozialistischen Besitzer drei Monate ohne Bezahlung als Berater zur Verfügung zu stehen. In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurde die Wohnung der Familie Cohen in der Graf-Recke-Straße 49 vollständig demoliert. Arthur Cohens 75-jährige Mutter Eva Cohen, erlitt einen Schlaganfall, an dessen Folgen sie am 29. Dezember 1939 verstarb. Arthur Cohen und auch der fast 80-jährige Isaac Cohen wurden in der Pogromnacht verhaftet. Isaac Cohen durfte das Polizeigefängnis am 11. November wieder verlassen, Arthur Cohen wurde dagegen am 16. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau überführt. Er erkrankte dort schwer und wurde am 28. November, nach einem Antrag seiner Firma, die inzwischen durch die „Niederrheinische Treuhand Arens & Co.“ vertreten wurde, aus der Haft entlassen.

Arthur Cohen versuchte daraufhin die Auswanderung seiner Familie nach England und in die USA voranzutreiben. Am 16. Januar 1939 stellte er einen Passantrag und am 20. Juli 1940 einen weiteren Antrag auf Auswanderung für sich, seine Frau und seine Tochter. Der Sohn Walter war schon im September 1938 auf ein Internat in England geschickt worden. Arthur Cohen hatte ihn auf der Reise nach Southampton begleitet und war dann wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Margot Cohen konnte schließlich im Juni 1939 mit einem Kindertransport das Deutsche Reich verlassen. Da aber eine Bürgschaft für die USA zwischenzeitlich verfallen war, verzögerte sich die Ausreise von Arthur und Änne Cohen.

Für ihre Kinder war Änne Cohen immer eine treusorgende Mutter. Auch nachdem ihr Sohn Walter im September 1938 nach England auf ein Internat geschickt worden war, versuchte sie in den Briefen eine gute Mutter zu sein und ihrem Sohn wichtige Ratschläge zu geben. So schrieb sie ihm am 1. Oktober 1938: „Fahre nur nicht ohne Mantel nach London, wie das Wetter auch ist, denn wenn man fastet, friert man leicht.“

In ihrem Haus in der Graf- Recke-Straße 49 nahm das Ehepaar Cohen im Laufe des Jahres 1939 weitere jüdische Mieter auf. So schrieb das Ehepaar Cohen am 3. August 1939 an Eugen Cohen in Birmingham: „Gestern ist F. Felsenthal mit seiner Mutter oben 1. Etage eingezogen.“ Ihrer Kinder litten sehr unter ihrer Trennung von den Eltern. So schrieb beispielsweise ihre Tochter Margot am 27. Dezember 1939 an ihre Tante Betty und Onkel Leo Kamp: „Ich freue mich Walter wieder gesehen zu haben und wäre es aber doch viel schöner, wenn der liebe Pappi und die liebe Mutti hier wären. Als ich noch zu Hause war, habt Ihr so oft in meinem Beisein dem Pappi und der Mutti versprochen Ihnen nach Amerika zu verhelfen, und dachte ich, dass Ihr Euer Wort halten würdet, denn wir haben Sehnsucht nach unseren Eltern.

Ab dem 2. September 1940 wurde Arthur Cohen dann zunächst beim Gartenbauamt zur Arbeit auf dem Ausstellungsgelände am Nordpark zwangsverpflichtet. Später auch beim Straßenbauamt der Stadt Düsseldorf, wo er einen Stundenlohn von 0,66 RM erhielt. Am 22. Februar 1941 stimmte die Gestapo seinem Passantrag zu und die Auswanderung sollte Ende Oktober 1941 stattfinden. Dieser Plan scheiterte durch die Deportation von Arthur und Änne Cohen am 27. Oktober 1941 in das Ghetto von Łódź.

Im Ghetto wohnte Arthur Cohen mit seiner Frau zunächst mit 64 weiteren Personen, darunter das befreundete Ehepaar Hugo und Johanna Löwenstein, im Zimmer 9 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15. Sein Vater Isaac Cohen berichtete kurz vor seiner eigenen Deportation im Juli 1942, dass er Arthur und seiner Frau regelmäßig Geld ins Ghetto geschickt hätte und dass er formlose Bestätigungen darüber erhalten habe.

Im Mai 1942 sollte Arthur Cohen „ausgesiedelt“ werden. Er und seine Frau waren für den IX. Transport am 12. Mai 1942 vorgesehen, konnten sich aber nach dem Nachweis seiner Kriegsauszeichnungen zurückstellen lassen. Am 4. Juni 1942 konnten beide in ein Zimmer der Wohnung 55 in der Basargasse 8 ziehen. Ab dem 14. Juli 1942 befand sich Arthur Cohen zur Behandlung in einem der Ghetto-Krankenhäuser. Zehn Tage später sandte das Ehepaar über den „Ältesten der Juden“ eine Postkarte an Harry Simon, Grafenberger Allee 239 in Düsseldorf, mit dem vorgefertigten Text, dass „Familie Arthur Cohen sich gesund befinden“. Im September 1942 wurde Arthur Cohen mit seiner Frau Änne während der „Sperre“ in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

ÖFFENTLICHE KURATORINNENFÜHRUNG
Mittwoch, 24, April um 18 Uhr in der der Gedenkstätte

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 änderte sich Vieles im Deutschen Reich und natürlich auch in Düsseldorf. Die Ausstellung zeigt, welche organisatorischen Änderungen von Seiten der nationalsozialistischen Behörden und Amtsträger erfolgten, die auch die Düsseldorfer Feuerwehr betrafen.
Schon im ersten Jahr der Machtübernahme veränderte sich der Alltag für die Düsseldorfer Feuerwehrmänner spürbar: Die Einführung des “deutschen Grußes”, des Hakenkreuzes und weiterer Symbole sollten unmissverständlich klar machen, dass die Nationalsozialisten und ihre Ideologie immer und überall präsent waren. Grundlegende Änderungen im Organisationsapparat durch das „Gesetz über das Feuerlöschwesen” (1933) sowie der Beginn einer intensiven Luftschutz-Ausbildung führten den Feuerwehrmännern vor Augen, dass sich Selbstverständnis und Aufgaben ihrer Institution von nun an drastisch wandeln würden.
Die unmittelbar nach 1933 begonnene Umstrukturierung der Berufsfeuerwehr zu einer Polizeibehörde erfuhr am 23. November 1938 einen weiteren Schub. Mit dem „Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen” wurde sie ein Teil der Ordnungspolizei und somit hinsichtlich ihrer Organisation faktisch verstaatlich und dem Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler unterstellt.

Begleiten Sie Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, durch die Sonderausstellung „Brandgefährlich“ und erhalten Sie mehr Hintergrundinfos zu den gezeigten Bildern und der Konzeption.
Keine Anmeldung nötig. Eintritt frei.