„Ein Recht gestehe ich keinem Menschen zu: das auf Gleichgültigkeit.“ Eli Wiesel

Gerth Schreiner

Aachener Straße 114

Der 1892 im hessischen Laubach geborene Gerth Schreiner erhielt vor dem Ersten Weltkrieg eine einjährige Sprach- und Schauspielausbildung unter Louise Dumont und Gustav Lindemann am Düsseldorfer Schauspielhaus. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde er Dozent der Düsseldorfer Volkshochschule, schrieb ab 1921 als Reporter, Lokalredakteur und Kritiker für die sozialdemokratische Volkszeitung und war mit der progressiven Kunstszene der Stadt eng verbunden.
Die „Waffe“ des Gewerkschafters Schreiner gegen die Nationalsozialisten war die Sprache: Seit Ende der 1920er Jahre prangerte er die erstarkende Nationalsozialistische Partei Deutschlands (NSDAP) und ihre Methoden in seinen Artikeln immer wieder scharf an. Am 12. März 1933 wurde er in seiner Wohnung in der Aachener Straße 114 verhaftet und auf Antrag der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in „Schutzhaft“ genommen, misshandelt und bis Ende Mai 1933 im Düsseldorfer Untersuchungsgefängnis festgehalten.
Nach der Entlassung aus der Haft floh Gerth Schreiner mit seiner Frau Paula – einer Journalistin, „Rote Sascha“ genannt – und den beiden Kindern Klaus und Gita über die Grenze nach Holland. In Amsterdam fand er mit seiner Familie eine neue Bleibe.
Er schrieb für die Exilzeitschrift Freie Presse, die nur 22 Monate erschien, und publizierte in deutscher und niederländischer Sprache, u. a. eine bemerkenswerte Darstellung der Weimarer Zeit unter dem Titel: „Die Republik der vierzehn Jahre“. Darin beschrieb Schreiner auch die Erwartungen und Enttäuschungen der Mitglieder der sozialdemokratischen Partei nach Hitlers Machtübernahme, seine erste Festnahme und die Erfahrung schwerer körperlicher Misshandlungen durch SA-Männer.
1935 trennte sich Gerth Schreiner von seiner Familie und heiratete 1938 in dritter Ehe die Niederländerin Mies Blomsma. Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht nahm sich das Ehepaar am 16. Mai 1940 im holländischen Laren, nahe der Stadt Hilversum, das Leben.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

ÖFFENTLICHE KURATORINNENFÜHRUNG
Mittwoch, 24, April um 18 Uhr in der der Gedenkstätte

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 änderte sich Vieles im Deutschen Reich und natürlich auch in Düsseldorf. Die Ausstellung zeigt, welche organisatorischen Änderungen von Seiten der nationalsozialistischen Behörden und Amtsträger erfolgten, die auch die Düsseldorfer Feuerwehr betrafen.
Schon im ersten Jahr der Machtübernahme veränderte sich der Alltag für die Düsseldorfer Feuerwehrmänner spürbar: Die Einführung des “deutschen Grußes”, des Hakenkreuzes und weiterer Symbole sollten unmissverständlich klar machen, dass die Nationalsozialisten und ihre Ideologie immer und überall präsent waren. Grundlegende Änderungen im Organisationsapparat durch das „Gesetz über das Feuerlöschwesen” (1933) sowie der Beginn einer intensiven Luftschutz-Ausbildung führten den Feuerwehrmännern vor Augen, dass sich Selbstverständnis und Aufgaben ihrer Institution von nun an drastisch wandeln würden.
Die unmittelbar nach 1933 begonnene Umstrukturierung der Berufsfeuerwehr zu einer Polizeibehörde erfuhr am 23. November 1938 einen weiteren Schub. Mit dem „Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen” wurde sie ein Teil der Ordnungspolizei und somit hinsichtlich ihrer Organisation faktisch verstaatlich und dem Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler unterstellt.

Begleiten Sie Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, durch die Sonderausstellung „Brandgefährlich“ und erhalten Sie mehr Hintergrundinfos zu den gezeigten Bildern und der Konzeption.
Keine Anmeldung nötig. Eintritt frei.